Günther Platter und Franco Frattini - Dicke Freunde
Quelle Bild: oernen
Das offizielle Geschwätz von der „geistigen Landeseinheit“ Tirols und die Wirklichkeit
Unter dem Regime des Nordtiroler Landeshauptmannes Platter werden Südtiroler Politiker zu bedeutenden gesamttiroler Veranstaltungen in Nordtirol nicht eingeladen
In der Südtiroler Sonntagszeitung „Z“ vom 27. 06. 2010 wurde nachfolgender Leserbrief des Südtiroler Landtagsabg. Elmar Pichler Rolle (Bozen) veröffentlicht.
„Keine Einladung erhalten“
Tirols Alt-Landeshauptmann Wendelin Weingartner bemerkte in seiner letzten Kolumne, dass weder zur offiziellen Gedenkfeier für Silvius Magnago im Dom zu Innsbruck noch zum großen Alpenregionstreffen der Schützen im Stubaital ein Vertreter der Südtiroler Landesregierung erschienen ist.
Was zwischen den beiden Tiroler Regierungen läuft oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Der Südtiroler Landtag jedenfalls wurde überhaupt nicht informiert. Kein Abgeordneter hat meines Wissens eine Einladung für die beiden Veranstaltungen erhalten, was leider durchaus der Regel entspricht.
Das ist für mich angesichts der ständigen Erklärungen über das gemeinsame Tirol unverständlich. Es wäre wirklich kein Aufwand, bei Veranstaltungen von einer bestimmten Bedeutung für ganz Tirol die Landtagsabgeordneten aller Landesteile zu informieren oder einzuladen.
Wenn diese dann nicht erscheinen, kann durchaus Kritik geübt werden und es sagt vielleicht auch einiges über deren Haltung aus. Solange es aber nicht einmal ein Mindestmaß an Information geschweige denn eine Einladung gib, sollte kein Zeigefinger erhoben werden – es sei denn in Richtung Veranstalter (in diesem konkreten Fall das Land Tirol und der Tiroler Schützenbund).
L.-Abg. Elmar Pichler Rolle Bozen“
Nordtirol hat seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine Reihe von Landeshauptleuten gehabt, die sich für die Rechte der Südtiroler Landsleute und für die Landeseinheit eingesetzt haben und auf die ganz Tirol stolz sein kann.
Wir denken hier an Namen wie Tschiggfrey, Wallnöfer, Partl und Weingartner.
Mit der Wahl Günther Platters zum Nordtiroler Landeshauptmann hat es hier einen dramatischen Kurswechsel gegeben.
Während des Gedenkjahres 2009 – 2010 war es schon als mehr als seltsam aufgefallen, daß der Nordtiroler Landeshauptmann Günther Platter sich mit Vehemenz (und Gott sei Dank vergeblich) gegen Selbstbestimmungstransparente auf dem Landesfestzug ausgesprochen hatte. Platter hatte alle Befürworter der Selbstbestimmung für Südtirol als „Ewig-Gestrige“ diffamiert und sprachlich damit in „Nazi“-Nähe gerückt gehabt.
Platter war so weit gegangen, den Südtiroler Schützen mit dem Ausschluß von dem Gesamttiroler Landesfestzug in Innsbruck zu drohen, wenn sie nicht von dem beabsichtigten Mitführen von Selbstbestimmungstransparenten ablassen würden.
Der Hintergrund dieses unglaublichen Verhaltens eines Nordtiroler Landeshauptmannes wurde klar, als der italienische Rechtsaußen-Außenminister Frattini im Gespräch mit der Bozner italienischen Tageszeitung „Alto Adige“ (Ausgabe vom 29. Juli 2009) ausplauderte, daß ihm sein „Freund Günther Platter“ versprochen habe, „Provokationen“ gegen Rom auf dem Landesfestzug zu verhindern und den „Extremisten“ auf dem Landesfestzug keine Bühne zu bieten. Mit „Extremisten“ waren die Südtiroler Schützen gemeint und mit den „Provokationen“ ihre Transparente, die auf das in den UNO-Menschenrechtspakten verankerte Recht auf Selbstbestimmung hinwiesen.
(Die gute persönliche Freundschaft zu Platter hat Frattini übrigens auch noch bei anderen Gelegenheiten öffentlich betont.)
Dazu paßte, daß aus dem Amt der Tiroler Landesregierung in völlig instinktloser Weise italienisch-sprachige Einladungen zum Innsbrucker Landesfestzug nach Südtirol verschickt wurden, die Platter ebenfalls auf Italienisch mit „Governatore del Tirolo“ unterzeichnet hatte.
Nun sind offenbar solche italienisch-sprachigen Einladungen von der Praxis des Nichteinladens abgelöst worden.
Wer auf der Internetseite der Nordtiroler Landesregierung die Repräsentationsliste des Landes Tirol aufruft, wird dort alle Nordtiroler Politiker, Abgeordneten und Spitzenbeamten wiederfinden, aber nicht einen einzigen Namen aus Südtirol.
Nun hat der ehemalige SVP-Obmann Pichler Rolle in seinem Leserbrief bestätigt, daß das Nichteinladen von Südtiroler Landleuten System hat.
Das zeigt den Stellenwert, den Südtirol für den „Governatore del Tirolo“ hat: Nämlich keinen!
Niemand kann uns erzählen, daß man im Amt der Nordtiroler Landesregierung die Adressen der Südtiroler Landesregierung und des Südtiroler Landtages nicht kennt. Und mit Sicherheit ist die Nichteinladung der Südtiroler Politiker kein schlampiger Fehler, sondern wohl eher von ganz ober her so verordnet.
Darüber hilft auch das ganze Geschwätz über die nicht existierende Phantom-Europaregion Tirol nicht hinweg, welches man auf der Internetseite der Nordtiroler Landesregierung in ebenso unverbindlich-schwammiger wie ausufernder Weise lesen kann.